Frühkindliche Reflexe leicht erklärt: Welche gibt es und wann verschwinden sie?
Frühkindliche Reflexe sind lebenswichtige automatische Reaktionen, die bei allen Babys auftreten und eine Schlüsselrolle in der frühkindlichen Entwicklung spielen. Diese Reflexe unterstützen das Überleben und die Anpassung des Neugeborenen an seine Umwelt. Sie helfen dem Baby, zu saugen, zu greifen und sich in den ersten Lebensmonaten zu orientieren. Doch was passiert, wenn diese Reflexe bestehen bleiben? In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über frühkindliche Reflexe, ihren Zweck und den Zeitpunkt, an dem sie durch Haltungs- und Stellreflexe abgelöst werden sollten.
Was sind frühkindliche Reflexe?
Frühkindliche Reflexe sind angeborene, automatische Bewegungen, die als Antwort auf bestimmte Reize ausgelöst werden. Diese Reflexe entstehen bereits im Mutterleib und sind bei der Geburt voll entwickelt. Ihre Funktionen sind lebenswichtig: Sie helfen dem Neugeborenen beim Saugen, Atmen und dem Schutz vor Gefahren. Sie sollten in der Regel im ersten Lebensjahr des Kindes verschwinden und durch bewusste, willkürliche Bewegungen sowie Haltungs- und Stellreflexe ersetzt werden.
Wichtige frühkindliche Reflexe und ihre Funktion
Es gibt eine Vielzahl frühkindlicher Reflexe, die in den ersten Lebensmonaten auftauchen. Hier sind einige der wichtigsten:
- Moro-Reflex (Schreckreflex): Dieser Reflex tritt auf, wenn das Baby das Gefühl hat, zu fallen oder durch ein lautes Geräusch erschreckt wird. Das Baby streckt dann plötzlich die Arme aus, öffnet die Hände und zieht sie schnell wieder an den Körper. Dieser Reflex entwickelt sich bereits im Mutterleib und verschwindet normalerweise zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat.
- Saugreflex: Der Saugreflex sorgt dafür, dass das Baby automatisch zu saugen beginnt, wenn etwas seine Lippen berührt. Dieser Reflex ist entscheidend für die Nahrungsaufnahme. Der Saugreflex ist bei der Geburt vorhanden und wird normalerweise im Laufe des ersten Lebensjahres durch bewusstes Saugen ersetzt.
- Suchreflex: Wenn die Wange des Babys leicht berührt wird, dreht es den Kopf in diese Richtung und öffnet den Mund, um nach der Brust oder der Flasche zu suchen. Der Suchreflex hilft dem Baby, Nahrung zu finden, und verschwindet in der Regel nach dem 3. Monat.
- Greifreflex (Palmarreflex): Der Greifreflex tritt auf, wenn die Handfläche des Babys berührt wird. Das Baby schließt automatisch die Finger und greift zu. Dieser Reflex ist ebenfalls schon im Mutterleib aktiv und wird im Alter von 5 bis 6 Monaten durch willkürliches Greifen abgelöst.
- Asymmetrisch Tonischer Nackenreflex (ATNR): Dieser Reflex zeigt sich, wenn das Baby seinen Kopf zur Seite dreht. Dabei streckt es den Arm und das Bein auf der Seite, zu der es den Kopf dreht, und beugt die Gliedmaßen auf der gegenüberliegenden Seite. Der ATNR spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Hand-Augen-Koordination und sollte bis zum 6. Lebensmonat integriert sein.
- Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR): Wenn das Baby den Kopf nach vorne oder hinten neigt, verändert sich die Muskelspannung im ganzen Körper. Dieser Reflex beeinflusst das Gleichgewicht und sollte bis zum 6. Lebensmonat durch willkürliche Bewegungen ersetzt werden.
- Schreitreflex: Hält man ein Baby aufrecht und lässt es mit den Füßen eine feste Unterlage berühren, wird es automatisch beginnen, Schreitbewegungen zu machen. Dieser Reflex ist bei der Geburt vorhanden und verschwindet in der Regel nach etwa 2 Monaten.
- Babinski-Reflex: Wenn man die Fußsohle des Babys sanft streichelt, spreizen sich die Zehen nach oben. Dieser Reflex ist ein Überbleibsel aus der Zeit im Mutterleib und sollte bis zum 12. Lebensmonat verschwinden.
Wann sollten frühkindliche Reflexe verschwinden?
Frühkindliche Reflexe sind nur in den ersten Monaten des Lebens aktiv und werden normalerweise nach und nach durch sogenannte Haltungs- und Stellreflexe abgelöst. Haltungs- und Stellreflexe helfen dem Kind dabei, die Kontrolle über seinen Körper zu entwickeln und koordinierte, willkürliche Bewegungen auszuführen. Sie unterstützen das Gleichgewicht, die Fortbewegung und die allgemeine motorische Kontrolle.
- Haltungsreflexe: Diese Reflexe entwickeln sich allmählich, um das Baby dabei zu unterstützen, sich gegen die Schwerkraft zu behaupten. Sie beginnen etwa ab dem 3. Monat zu erscheinen und helfen dem Kind, den Kopf zu heben, zu sitzen und später zu stehen.
- Stellreflexe: Stellreflexe helfen dem Kind, sein Gleichgewicht zu halten und Bewegungen zu koordinieren. Diese Reflexe entwickeln sich während des gesamten ersten Lebensjahres und bereiten das Kind auf das Laufen und andere komplexe Bewegungen vor.
Wenn frühkindliche Reflexe über das normale Zeitfenster hinaus bestehen bleiben, spricht man von persistierenden Reflexen. Dies kann auf eine Verzögerung in der Entwicklung des Nervensystems hindeuten und kann sich negativ auf die motorische, sensorische und kognitive Entwicklung auswirken.
Was tun, wenn frühkindliche Reflexe bestehen bleiben?
Persistierende frühkindliche Reflexe können sich auf viele Aspekte der kindlichen Entwicklung auswirken. Zu den möglichen Folgen gehören:
- Motorische Schwierigkeiten: Kinder können Probleme mit der Fein- und Grobmotorik haben, wie etwa Schwierigkeiten beim Schreiben, Sport oder bei alltäglichen Aufgaben.
- Konzentrations- und Lernprobleme: Nicht integrierte Reflexe können zu Aufmerksamkeitsdefiziten führen und das Lernverhalten beeinflussen.
- Emotionale Herausforderungen: Kinder können Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren, was zu Ängsten oder Wutausbrüchen führen kann.
Glücklicherweise kann durch gezielte Übungen und Bewegungsprogramme die Reflexintegration unterstützt werden. Durch diese Übungen kann das Nervensystem nachträglich stimuliert werden, um persistierende Reflexe zu integrieren.
Reflexanalyse und INNERFEEL Balance Kids
Willst du wissen, ob bei deinem Kind noch frühkindliche Reflexe persistieren? Hier geht es zum Fragebogen Reflexanalyse, der dir hilft, die Reflexe deines Kindes zu überprüfen.
Wenn frühkindliche Reflexe tatsächlich nicht vollständig integriert sind, bietet das INNERFEEL Balance Kids Reflexintegrationsprogramm gezielte Übungen, um diese Reflexe nachträglich zu integrieren. Mit erprobten Bewegungs- und Entspannungsübungen kann dein Kind motorisch, emotional und kognitiv gestärkt werden.